

Viele Mädchen und Jungen essen mittags in ihrer Kita. Über Kosten und Elterngebühren entspann sich im Worpsweder Sozialausschuss jetzt eine lange Diskussion. (Symbolbild) (Patrick Pleul/DPA)
Worpswede. Eigentlich sollte der Sozialausschuss, wie es der Gemeinderat im Juni gewünscht hatte, lediglich von der Verwaltung über die Kosten und Elterngebühren des Mittagessens in den Kindergärten informiert werden. Daraus entstand eine lange Diskussion, aber ohne Ergebnis.
In allen Worpsweder Kindergärten, auch in denen der freien Träger, kostet ein Mittagessen zwei Euro. Ein höherer Betrag ist, wie die Gemeinde vor drei Jahren, als sie den Elternbeitrag nach einer neuen Berechnungsart ermitteln wollte, erfahren hat, nicht zulässig, da den Eltern nur die „häusliche Ersparnis“ in Rechnung gestellt werden darf, also der Betrag, den sie dadurch sparen, dass ihr Kind nicht zu Hause isst. Da in diesem Jahr aber in Hüttenbusch der Caterer gewechselt wurde und die Qualität des Essens sich verbessert hat, haben sich die Hüttenbuscher Eltern damit einverstanden erklärt, künftig 2,20 Euro zu bezahlen. In den übrigen acht Einrichtungen ohne den Kindergarten Mevenstedt, in dem kein Mittagessen angeboten wird, und das Kinderhaus, wo die Eltern selbst kochen, bleibt der Preis vorerst bei zwei Euro.
Die sogenannten Gestehungskosten, also die Herstellkosten, differieren aber zum Teil beträchtlich, wobei sich gegenüber 2016, als schon einmal eine Aufstellung vorgelegt wurde, einige Änderungen ergeben. Vor vier Jahren deckte der Preis von zwei Euro im DRK-Kindergarten Am Wurthwald volle 70 Prozent der Kosten in Höhe von 3,43 Euro. Heute kostet eine Mahlzeit in der Herstellung 6,50 Euro, wodurch der Kostendeckungsgrad auf 40 Prozent gesunken ist. Im Kindergarten Südwede, einer der kleinsten Einrichtungen, kostete ein Mittagessen nach der alten Berechnung 6,34 Euro, was einen Kostendeckungsgrad von 39 Prozent ergab. Heute ist der Herstellungspreis zwar auf 5,40 Euro gesunken, aber der Kostendeckungsgrad ebenfalls, und zwar auf 37 Prozent. Den höchsten Kostendeckungsgrad erreichen die Einrichtungen des SOS-Kinderdorfs in Weyerdeelen und in der Hembergstraße mit 52 Prozent.
Vor zwei Jahren hat die Gemeinde für alle Kindergärten zusammen beim Mittagessen ein Defizit von 108 000 Euro ausgeglichen. Von diesem Betrag müsse man herunterkommen, forderte Ilse-Marie Seijger von der Unabhängigen Wählergemeinschaft (UWG). Die Verwaltung hat, wie Abteilungsleiter Ingo Kranz berichtete, recherchiert, ob inzwischen neue Berechnungen zur häuslichen Ersparnis angewandt werden, aber ohne Ergebnis. Deshalb wunderte Gesa Wetegrove (SPD) sich über eine Aufstellung, die die Verwaltung in der Sitzungsvorlage mitgeliefert hatte. Darin war zu erfahren, dass die Eltern in Osterholz-Scharmbeck 3,39 Euro für ein Essen zahlen müssen, in Hambergen 3,34 Euro und in Ritterhude 2,92 Euro. Lilienthal und Grasberg halten sich an die Zwei-Euro-Marke. Wie es angehen könne, dass sie in drei Gemeinden jenseits der Hamme nicht beachtet werde, fragte Wetegrove. „Wo kein Kläger, da kein Richter“, beschied ihr Ingo Kranz lapidar.
Ratsherr Hans-Helmut Pein (UWG) stellte, obwohl in der Sitzungsvorlage nicht vorgesehen, einen Antrag und löste damit eine lange Diskussion aus, die sich ungefähr dreimal im Kreis drehte, wobei die Aufmerksamkeit der Ausschussmitglieder noch durch eine schwarz-weiße Katze mit sanftem Gesichtsausdruck in Anspruch genommen wurde, die durch die geöffnete Tür hereingekommen war und die Ratsdiele bis in den letzten Winkel genau inspizierte. Pein forderte, ein Jahr bevor die kürzlich abgeschlossenen Verträge mit den Caterern für den SOS-Kindergarten in der Worpsweder Grundschule und im kommunalen Kindergarten Hüttenbusch auslaufen, solle die Gemeinde mit den freien Trägern Verhandlungen aufnehmen, um wieder zu einem einheitlichen Preis in der ganzen Gemeinde zu kommen. Für Worpswede und Hüttenbusch solle ein und derselbe Caterer beauftragt werden.
Es gehe jetzt nur um eine Übersicht, eine Beschlussempfehlung sei in der Sitzungsvorlage nicht enthalten, sagte Ausschussvorsitzender Gerd Witte (SPD). Aber, so Pein, jetzt seien doch alle ausreichend informiert, dann könne man auch etwas beschließen. Witte blieb dabei: Er lasse nicht zu, dass Anträge „aus der Hüfte“ gestellt würden, ohne dass die Fraktionen Gelegenheit hätten, intern darüber zu beraten. Wetegrove versuchte zu vermitteln: Man könne sich wenigstens jetzt schon vornehmen, spätestens Mitte 2021 mit den freien Trägern zu sprechen. Abstimmen müsse man darüber nicht, eine Protokollnotiz reiche. Ähnliches schlug nach langem Hin und Her auch Fachbereichsleiter Michael Blechmann vor: Die UWG solle für die nächste Sitzung einen schriftlichen Antrag stellen, heute solle man die Info-Drucksache nur zur Kenntnis nehmen. Pein schimpfte zwar: „Es muss doch möglich sein, hier mündliche Anträge zu stellen“, schließlich wurde aber so verfahren wie von Blechmann vorgeschlagen. Die Beratung war nach einer Stunde beendet, die Katze ging jetzt auch.
September 09, 2020 at 08:13PM
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In Hüttenbusch wird es teurer - WESER-KURIER
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